Gennadij Nikolaevič Ajgi, geboren am 21. 8. 1934 in Schaimursino, Tschuwaschien, als Gennadij (d. i. ‚Sohn der Hunnen‘) Lisin, war ein Lyriker und Übersetzer, der zunächst in der Turksprache Tschuwaschisch und seit 1960 auf Russisch geschrieben hat. Das 1969 angenommene Pseudonym „Ajgi“, ein Sippennamen der Familie, bedeutet „der dort“. Sein Vater, Russischlehrer, Puškin-Übersetzer und Lyriker, fiel 1943 bei Smolensk, seine Mutter entstammte einem Schamanen-Geschlecht, war selbst aber Christin. Zu schreiben begann er 1940, erste Gedichte erschienen 1949. Als Kind lebte Ajgi in tschuwaschischen, tatarischen und mordwinischen Dörfern, von 1939 bis 1941 in der Karelo-Finnischen Republik. Nach der Grundschule besuchte er das Lehrerseminar in Batyrevo. Von 1953 bis 1958 studierte er am Literaturinstitut in Moskau, u.a. bei Viktor Šklovskij, Michail Svetlov und Valentin Asmus. Der Gedichtband, mit dem er sein Studium abschließen wollte, wurde 1958 abgelehnt, Ajgi wegen „Verfassens eines feindseligen Gedichtbandes, der die Grundlagen der Methode des sozialistischen Realismus untergräbt“, aus Komsomol und Lyrikfakultät ausgeschlossen und legte das Examen als Übersetzer ab. 1958–1959 verfolgte ihn der KGB, da er mit Pasternak befreundet war. Von einem Mitarbeiter des Geheimdienstes gewarnt, entzog er sich der Verhaftung durch Flucht nach Moskau, wo er zunächst ohne Unterkunft lebte. 1959 bereiste er Sibirien und den ...